Sichtweisen Bericht
Mit dem September neigt sich der Sommer dem Ende zu. Vielleicht geht mit dem Ausklingen der Sommerzeit auch eine Traurigkeit einher. Diese wird ein wenig wehmütig von Lana Del Rey in ihrem Stück «Summertime Sadness» besungen. Es beschreibt das Trauern um ein Gefühl, das noch greifbar ist und sich uns zu entziehen scheint. Die Erinnerung an das Vergängliche oder das bereits Vergangene kommt auffällig in anderen Liedern, wie dem «September Song» von J.P. Cooper oder dem Kulthit von Earth Wind & Fire zum Ausdruck. Liegt es daran, dass sich «Remember» auf «September» reimt? Diese Sichtweise (ver-)sucht aus der Vergangenheit ins «Hier und Jetzt» zu finden.
In der Zeit des frühen römischen Reiches, als das Jahr noch im März mit der Frühlings-Tag-und-Nacht-Gleiche begann, trugen die Monate ihre alten Namen. Den September, wörtlich «der Siebte Monat» bezeichnen wir heute als den Neunten. Durcheinander gebracht wurde der Kalender auch dank zweier alter römischer Imperatoren. Nachdem der Juli zu Ehren von Julius Cäsar 31 Tage zählt, wollten die Anhänger von Kaiser Augustus, dass der nach ihm benannte Monat ebenfalls 31 Tage hat.
In der modernen Welt mag es keinen grossen Unterschied machen, wie viele Tage ein Monat hat oder welchen Namen er trägt. Doch Verschiebungen in der kollektiven Zeitrechnung können ebenso wie im individuellen Kosmos von Raum und Zeit einen Einfluss auf unser Leben haben. Unterstützt von Technologie bietet uns heute der Zugang zur digitalen Welt ohne viel Aufwand einen Weg, dem «Hier und Jetzt» zu entfliehen. Mit unseren mobilen Endgeräten richten wir unsere Aufmerksamkeit auf etwas, das ausserhalb der Wirklichkeit «wirkt», die uns real umgibt. Die bewussten oder unbewussten Folgen davon können Besorgnis oder Euphorie auslösen.
Heute sind wir in der glücklichen Lage, uns im «Hier und Jetzt» wiederzufinden, indem wir das Smart­phone einfach ausschalten. Für einige ist diese Vorstellung womöglich kaum denkbar, während andere sich leicht damit tun. Ein eindrückliches Beispiel, welche Wirkung erzeugt werden kann, wenn das Telefon in der Hosentasche bleibt, zeigte Coldplay in diesem Sommer in den Stadien Europas. Just bevor sie mit ihrem Titel «A Sky Full of Stars» richtig Fahrt aufgenommen hatten, verstummte die Musik abrupt. Der Leadsänger bat das Publikum, für diesen einen Song die Geräte wegzustecken: «Phones in your pockets; Hands in the air!» … und tatsächlich, eine beeindruckende Menge an Menschen liess sich darauf ein und durfte das «Hier und Jetzt» ungefiltert erleben.
In der letzten Sichtweise wurde die Zukunftsvision als Mittel erkannt, um miteinander Lösungen im «Hier und Jetzt» zu entwickeln. Damit wir uns dafür öffnen können und wollen, sind erhebende Gefühle in der Gegenwart unerlässlich. Es gibt unzählige Arten, diese zu erfahren, sei es mit Musik, auf Konzerten oder in Stille, in der Natur oder unter Menschen. Bildlich gefragt: Wie gelingt es, dass ich mich auf die Zehenspitzen stelle und neugierig über den Zaun schaue?
Statt ängstlich an der Vergangenheit festzuhalten, kann in diesem Bild mutig auf eine neue Zukunft geblickt werden. Womöglich liegt etwas, was mich begeistert, heute gar nicht so fern, wie gestern noch vermutet. In der Akademie Sichtweisen startet heute der zweite Ausbildungsgang in mediationsanaloger Supervision. Wir wünschen den bereits Angemeldeten und noch Interessierten, für diesen Lehrgang (Einstieg noch möglich) oder einem späteren, viel Mut und Freude dabei, dieses Neuland zu erkunden.
© mediaversum