Mitten im Sommer scheint die Stimmung allgemein heiter zu sein. Für viele ist diese Jahreszeit mit positiven Erlebnissen verbunden: Urlaub, Freizeit und Reisen. Idealerweise können wir uns abseits der Alltagshektik erholen, entschleunigen und unseren Tag selbstbestimmt gestalten. Vor Konflikten verschont bleiben wir aber auch in dieser Zeit nicht – womöglich erleben wir sogar gesteigertes Konfliktpotential ausserhalb der Routine des Alltags.
In der Schweiz hat sich im Sprachgebrauch das Wort «Ferien» etabliert, das dem Lateinischen entstammt und den gleichen Stamm wie «Feier» trägt. Der Begriff steht für religiöse oder heilige (Feier-)Tage, wie auch im Englischen («holidays»). In der deutschen Sprache bezeichnen die Ferien die schul-, arbeits- oder semesterfreie Zeit staatlicher Institutionen. Das Wort «Urlaub» ist umfassender und bedeutete ursprünglich die Erlaubnis des Dienstherrn, sich von der Arbeit zu entfernen.
Wer nicht im Gastgewerbe tätig ist oder einem Pflegeberuf nachgeht, darf sich in diesen Tagen also erlauben frei zu nehmen – zumindest in beruflicher Hinsicht. Denn solange wir unseren Urlaub nicht sozial isoliert verbringen wollen, bleibt die Beziehungsarbeit nicht aus. Im Gegenteil: Nicht selten kracht es in Paarbeziehungen oder in Familien während dem Urlaub, da wir aussergewöhnlich viel freie Zeit miteinander verbringen. Manchmal tritt der Urlaubsstress auch schon bei der Vorbereitung auf. Vielleicht liegt es daran, dass uns die erwartete Freiheit überfordert oder die erlebte Langeweile enttäuscht. Plötzlich gilt es über Fragen zu entscheiden, die sich uns normalerweise nicht stellen: Was tue ich am liebsten? Wohin zieht es mich? Wie viel Zeit will ich für mich, wie viel für andere und mit anderen nutzen?
Im beruflichen Alltag liegt die Planung darüber bei anderen: Dienstplan des Arbeitgebers, Fahrplan des öffentlichen Verkehrs, Stundenplan von Hort, Schule oder Uni… Im sozialen Umfeld sind es Gewohnheiten und Traditionen, die uns helfen die freie Zeit mit anderen zu gestalten. Wer in die Ferne reist, erlebt in dieser Auszeit daher oft noch mehr Konflikte: die Verständigung kann mangels Kenntnisse der lokalen Sprache oder im Umgang mit einer fremden Kultur schwerer fallen. Und auf Grundlage von Missverständnissen fällen wir selten nachhaltige Entscheidungen.
Egal wohin die Reise aber führt, sie wird uns um viele Sichtweisen bereichern. Es lohnt sich, die Erkenntnisse aus der freien Zeit als persönliche Weiterentwicklung zu betrachten. Vielleicht motivieren die Erfahrungen – ob in der Freizeit oder im Beruf – mehr Zeit für die Aus- und Weiterbildung der kommunikativen Fähigkeiten zu investieren. Denn Kommunikation ist das A und O: ob im gewohnten Umfeld oder unterwegs, während dem Urlaub und bei der alltäglichen Arbeit.
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