Fussballturniere, wie die derzeitige Europameisterschaft, lassen viele Herzen höherschlagen. Gerade in Zeiten, in denen das Weltgeschehen viele Menschen traurig stimmt, finden wir vielleicht im Spiel und im Wettstreit auf eine freundschaftliche Weise zusammen. Während wir die Unterbrechungen betrachten, in denen der Ball wegen Fouls steht, öffnet sich auch für das Konfliktverhalten auf dem Spielfeld des Lebens ein euphorischer Blick!
Das Wort «Eu-phorie» bezeichnet eine überschwängliche Gemütsverfassung und leitet sich aus dem Altgriechischen ab. Danach bedeutet «euphorisch zu sein», etwas gut oder leicht zu ertragen. Wir kennen das Gefühl einer Hochstimmung, die sich in uns trotz widriger Umstände einstellt. Euphorie lässt uns das Geschehen mit einem zuversichtlichen und optimistischen Blick erleben. So können wir aufkommende Konflikte besser oder zumindest leichter klären. Ein Übermass an Leidenschaft kann dabei auch zu hitzigen Diskussionen und gar körperlichen Angriffen führen.
Auf dem Fussballplatz wollen wir möglichst keine oder rasch geklärte Konflikte sehen, damit der Spielfluss aufrecht erhalten bleibt. Spieler oder Teams, die ihre wenigen Torchancen aus den stehenden Bällen verwirklichen, zeigen uns leider selten ihre Dribbelkünste und suchen eher den Zusammenstoss mit dem Gegenspieler. Auch taktische Fouls fachen die Liebe am Fussball kaum an, dafür umso mehr den Ärger von Fans und Gegenseite.
Aus Sicht der Mediatorin ist der Umgang der Beteiligten mit Konflikten trotz der Spielunterbrüche sehenswert. Wie die Mediation kommt Fussball mit wenig Regeln aus und ist oberflächlich betrachtet einfach. Und doch verläuft jedes Gespräch und jedes Spiel ganz anders. Das mag daran liegen, dass sich Menschen am Tisch oder auf dem Rasen begegnen, die etwas verbindet und die im gleichen Moment abweichende Interessen und gegenläufige Ziele verfolgen. Was trägt in solchen Konstellationen zu fairen Entscheidungen bei?
Im Fussball ist es seit einiger Zeit der VAR (Video Assistant Referee), der mit technischer Hilfe die Beweislage verbessert. Auch das kann die Spieldynamik bremsen, erhöht gleichzeitig das Gerechtigkeitsempfinden. Für mehr Ruhe und Ordnung scheint auch die neue Regel zu sorgen, die es nur noch dem Kapitän erlaubt, Einwände beim Schiedsrichter zu erheben. Wer die Stimme erhebt, ohne berechtigt zu sein, dem droht im ungünstigen Fall die gelbe Karte.
Die Team-Kapitäne sind damit in ihrer Rolle als Vermittler gestärkt und gefordert. Sie können eine Brücke bauen, die den Grundstein für echtes Fairplay legt. Hier hilft es dem Fussballer wie jedem anderen Menschen, der Kapitän seines eigenen Boots ist, den Überblick über die Situation zu behalten und Hindernisse geschickt zu umschiffen. Am Ende sind es selten die Regeln, die den Ausgang eines Spiels entscheiden, sondern eine sichere Ballführung und der technisch geübte und kreative Umgang jedes Einzelnen mit den Mit- und Gegenspielern.
Die Akademie Sichtweisen bietet im Bereich Mediation und darüber hinaus eine breite Auswahl an Methoden der Gesprächsführung, an Kommunikationstechniken und weiteren Kurse, die zur persönlichen Weiterentwicklung und zum besseren Miteinander beitragen können. Sei eingeladen, vielleicht euphorisiert von Fussball-, oder anderen Sommermärchen, mit Sichtweisen-Trainings den Ball im Lebensfluss ins Rollen zu bringen.
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