Sichtweisen Bericht
Der Advent ist eingeläutet. Ein Begriff, der im Lateinischen zum Beispiel das «Ankommen», «Herankommen» oder «Sich-Nähern» bedeutet. Sehen wir in diesen Tagen das Ende des Jahres mit seinen gewohnten Herausforderungen und Freuden kommen? Oder wollen wir ganz woanders ankommen? Abenteuerlust statt Winterfrust klingt vielleicht verlockend. Diese Sichtweise blickt auf den Advent, der sich im Adventure – sozusagen in Englisch als Abenteuer verpackt – wahrlich als Geschenk entpuppen kann.
Auch hierzulande kann Sprache ein Wegweiser sein: «we viil fotgoht, choont viil hee» So einfach wird im Appenzellerland ausgedrückt, dass sich alles ausgleicht. Was sich schlecht anfühlt, wie eine Trennung, verspricht eine gute Seite zu haben, nämlich das Heimkommen. Englisch verpackt, erklingt in diesen Tagen aus den Radios zuhause und Lautsprechern der Einkaufsgeschäfte wiederholt die Zeile «Driving home for Christmas». Womöglich lädt uns der Advent damit ein, ob ganz unbeschwert oder beladen mit Geschenken, bei uns selbst anzukommen und den anderen näher zu kommen.
Chris Rea besingt sein Vorhaben, zu Weihnachten nachhause zu fahren. Es zeigt sich, dass andere den gleichen Plan haben und genauso wie bei ihm, tausend Erinnerungen bei den Heimkehrern mitfahren. Mitten im Stau und von roten Ampeln umringt, bleibt er geduldig und zuversichtlich. Alles braucht seine Zeit, sagt er sich, aber ich werde ankommen. Bald schon wird er die frei fliessende Autobahn erreichen.
Auch in der Mediation haben die Beteiligten ein Ziel vor Augen, ob bewusst oder unbewusst. Wo will ich selbst ankommen? Was treibt die anderen Verkehrsteilnehmer an? Antworten darauf erleichtern es, gestaute Emotionen oder gefühlte Blockaden zu überwinden, um der Kreativität, mehr freien Raum zu geben. In solchen Situationen kann Mediation eine Art Taxidienst sein, mit der Fahrgemeinschaften hinaus aus der Dichte der Grossstadt, hinauf auf den Freeway der Lösungsmöglichkeiten geführt werden. Sobald die Mitreisenden nach den Verwirrungen menschlicher Beziehungen zu mehr Klarheit im Miteinander finden, können sie selbstbestimmt die für sich stimmige Ausfahrt wählen.
Mit dieser Sichtweise wünschen wir den Mut, den Advent im Alltag als Abenteuer zu betrachten. Das kann ein individueller Roadtrip, eine Fahrgemeinschaft und vielleicht auch ein Taxidienst sein, der uns antreibt. Es verbindet uns der Wunsch, dorthin zu gelangen, wo wir ankommen möchten. Das kann bei uns selbst oder in einem Miteinander sein, das Euphorie und Harmonie erzeugt. Mögen wir unserem inneren Navigator vertrauen, der uns anzeigt, wenn wir auf der richtigen Tonspur schwingen. Wie ein solcher Jahresausklang wohl klingt? Du bist der Dirigent und bestimmst, wie viel «Adventure» in deinen Advent Einzug hält.
© mediaversum