Die Wertsteigerung in einer immer weiter wachsenden Wirtschaft basiert im Wesentlichen auf dem Einsatz von Kapital. Die Auswüchse des Kapitalismus sind aber in Verruf, für die Klimakrise, psychische Belastung am Arbeitsplatz, Kriegstreiben und das Auseinanderdriften von Arm und Reich verantwortlich zu sein. Stellt sich das Versprechen einer «Win-Win»-Situation für alle Beteiligten als Illusion heraus? Auch die Mediation hat zum Ziel, den Kuchen für alle zu vergrössern. Aber wozu?
Neben der optimistischen Grundhaltung, die den Kapitalisten und die Mediatorin verbindet, zeigen sich noch weitere Gemeinsamkeiten. Trotz unsicherer Zukunftsaussichten, investieren wir Geld und Zeit, um mehr aus den vorhandenen Ressourcen zu machen. Dabei geht es vordergründig um die materielle Kuchenvergrösserung, aber eben auch um inneres und emotionales Wachstum.
Und hier ist die Mediation einer Win-Win-Realität näher als der Kapitalismus: Der Erfolg wird nicht an rein materiellen Werten gemessen. Freilich gibt es schon reale Beispiele, in denen wirtschaftliches Wachstum nicht auf ein Bruttonationalprodukt beschränkt ist. In den 1970er Jahren erklärte der vierte König von Bhutan das Bruttonationalglück als wichtigeren Faktor. Dahinter steht die Idee, dass das Weiterkommen einer nachhaltig zusammenwachsenden Gesellschaft davon abhängt, dass eine Balance zwischen materiellem und emotionalem Wohlbefinden besteht.
Hier bietet sich mit der Mediation ein Weg, die unterschiedlichen Inspirationsquellen der Menschen und Organisationen zu einem grösseren Ganzen zu verbinden. Vielleicht ist sie sogar ein Ausweg aus der Spirale der Ausbeutung von Mensch, Tier und Umwelt, in der sich das Wirtschaftswesen heute noch dreht. Künstliche Intelligenz soll in Zukunft viele der menschlich geschaffenen Probleme lösen können. Doch mit der Ausbreitung digitaler Unterstützung im Alltag, wird sich auch die Wirtschafts- und Arbeitswelt grundlegend wandeln. Umso wichtiger ist es, menschlicher Intelligenz Raum zu geben.
Mediation setzt dabei auf das Vertrauen, im zwischenmenschlichen Miteinander die Bedürfnisse des Gegenübers zu erkennen und in Ausgleich mit den eigenen Interessen zu bringen. Das individuelle geistig-emotionale und materielle Kapital und unsere sozialen Konflikte können wir als Schlüssel und Motor für eine positive Entwicklung einsetzen. Dank unserer Unterschiedlichkeit gelingt es, dass wir Situationen für alle Beteiligten mit Gewinn klären.
«Win-Win» als Ziel zu haben, bedeutet Erfolg teilen zu wollen. Es ist also weit mehr als eine Illusion oder ein Traum, sondern Orientierung für unser Handeln.
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