Sichtweisen Bericht

Wir leben in einer Realität, in der uns von Seiten der Regierungen Entscheide oftmals als alternativlos präsentiert werden. Seien es Impfungen im Gesundheitswesen, Waffen zur Verteidigung der Sicher­heit oder Staatsgarantien für global tätige Bankkonzerne. Als Mediatoren wissen wir, dass es in Konflikten oftmals mehr als eine Alternative gibt. Um verhandeln zu können, braucht es zuerst Ideen, wie wir mit schwierigen Situationen zum Wohl aller Beteiligten umgehen können.

Wenn ein Konflikt gewaltsam eskaliert, wird der Ruf nach Verhandlungen in zwischenstaatlichen Beziehungen als politisch naiv abgetan. Verhandeln bedeutet in diesem Fall ein Ausdruck von Schwäche. Das Misstrauen gegenüber dem Aggressor lässt Zugeständnisse womöglich nicht (mehr) zu. Indem das Gespräch und die Suche nach einer gemeinsamen Lösung verhindert wird, fehlt der Ort, wo wir uns als Menschen begegnen können. Für ein friedliches Zusammenleben brauchen wir Alternativen zur Waffengewalt und zu autoritären Entscheiden.

Wer schon einmal durch einen orientalischen Basar geschlendert ist, konnte eine ursprüngliche Form des Verhandelns wahrnehmen und diese vielleicht selbst erleben. Es gibt dort keine Preise, die bereits im Voraus festgelegt sind. Das Geld ist nur Mittel zum Zweck und bestimmt nicht den Markt. Viele Händler von nah und fern kommen zusammen, um Waren auszutauschen und Markt zu treiben. Der Basar ist damit mehr als eine wirtschaftliche Handelsbörse – er wird von den Beteiligten belebt: Bevor gefeilscht wird, lerne ich mein Gegenüber besser kennen. Vielleicht lassen wir uns erst auf Verhandlungen ein, wenn wir ein Glas Tee miteinander getrunken haben. Aus dem Gespräch können wir besser verstehen, was dem anderen wichtig ist. Je höher der Wert des gehandelten Gutes, desto mehr Zeit braucht es, um eine vertrauensvolle Basis zu schaffen.

Der Austausch zwischen Staaten mag auf den ersten Blick wenig mit dem persönlichen Handels­geschäft gemein haben. Im Vordergrund steht die Wahrung der (nationalen) Souveränität und das gegenseitige Bedürfnis nach Sicherheit. Wie kann hier der Weg zu Verhandlungen geebnet werden? Aggression, Gewalt und Vorurteile schaffen kaum fruchtbaren Boden, um nachbarschaftliche Beziehungen zu pflegen oder einen Basar zum Leben zu erwecken. Vielmehr sind es das Interesse am gegenseitigen Austausch und die Bereitschaft zur Kooperation, welche unsere Unterschiedlichkeit oder Grenzen überwinden können.

Aus der Mediation kennen wir vielfältige Werkzeuge und Schlüssel, um die Tür zu einem Markt der Möglichkeiten zu öffnen. Denn Sichtweisen bedeutet auch Alternativen zu zeigen. Mit unseren Angeboten werden die Kreativität gefördert und damit die Verhandlungskompetenzen gestärkt.

© mediaversum

Sichtweisen Bericht april 2023 #akademie #sichtweisen